Rainer Binz, Monika Isler, Anja Runkel
Von der Schönheit des Schimmels und der Leere danach
Abstract:
Ausgenommen von einigen Beispielen aus der Kunst wie den Installationen von Dieter Roth oder den Fotografien von Klaus Pichler haftet Schimmel generell etwas Bedrohliches an. Schimmel steht für Verwesung, für Verderblichkeit, für Ungenießbarkeit, für Gesundheitsgefährdung, für eine verdeckte Gefahr, für einen ästhetischen Makel oder auch für ein bauphysikalisches Problem, das zu einem Mangel an einem Bau führt. Er ruft Ekel hervor und wird am liebsten ignoriert beziehungsweise möglichst schnell beseitigt. Angesichts dieser negativen Konnotationen wird die Schönheit und die große Vielfalt von Schimmelbildungen missachtet, ihr stetes Wachsen, ihre zarten, organisch entwickelten Strukturen oder ihre Farbigkeit oftmals übersehen. Genau umgekehrt verhält es sich mit der Beseitigung von Schimmel, die – als Maßnahme gegen das Ungewollte – vor allem positiv gesehen und angesichts ihrer weitum anerkannten Notwendigkeit kaum hinterfragt wird. Begleiterscheinungen der Schimmelbeseitigung wie Gesundheitsgefährdung für die Ausführenden, die Giftigkeit der verwendeten Mittel, das Ausmaß der Maßnahmen, Verlust an Originalsubstanz oder die »Seelenlosigkeit«, die vollkommene Neutralität der Räume nach der Schimmelbehandlung werden angesichts der angestrebten Erreichung von Schimmelfreiheit ignoriert beziehungsweise willentlich in Kauf genommen. Unser Beitrag befasst sich mit dem Thema des Schimmels und seiner Bekämpfung, mit den diesen Aspekten innewohnenden Gegensätzen und Widersprüchen im Bereich der Bausanierung und des Denkmalschutzes.
About:
Rainer Binz ist Filmemacher und Fotograf. Nach einer Anlehre als Desktop Publisher wechselte er 1995 ins Filmfach und inszenierte als Regisseur über 100 Werbefilme, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat. Neben freien künstlerischen Arbeiten hat er in den letzten Jahren mehrere filmische Architektur- und Künstlerporträts angefertigt. Als Fotograf widmet er sich zum einen freien Themen und zum anderen der Architektur- und Porträtfotografie.
Monika Isler studierte Architektur an der ETH Zürich. Nach ersten Erfahrungen in der Baupraxis wandte sie sich der Architekturgeschichte zu und war 2003–2007 als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ETH Zürich tätig. Neben freiberuflicher Tätigkeit verfasste sie von 2014 bis 2020 an der HafenCity Universität Hamburg eine Dissertation über den vor allem in den 1920er und 1930er Jahren tätigen Architekten Karl Schneider. Seit 2020 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Neuere Baudenkmalpflege an der TU München und widmet sich dort dem Baubestand ab 1945.
Anja Runkel ist Architektin und Baubiologin, Sachverständige für die Erkennung und Bewertung von Schimmelpilzschäden sowie Sachkundige für die Sanierung von Asbest. Durch ihre Ausbildung beim Verband Deutscher Baubiologen (VDB) und die Mitarbeit in Büros im Ruhrgebiet und München lernte sie den Umgang mit Schadstoffen im Baubestand kennen. Durch den Blick durch das Mikroskop im hauseigenen Labor des Sachverständigenbüros in Witten lernte sie die beeindruckende Vielfalt und Schönheit von Schimmelpilzen kennen.
Seit 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Neuere Baudenkmalpflege der Technischen Universität in München und beschäftigt sich hier mit der Erfassung von und dem sensiblen Umgang mit Bestandgebäuden, mit besonderem Augenmerk auf die Ausbaumaterialien und Gebäudeschadstoffe.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.