Es gibt keinen plausiblen Weg mehr unter 1,5° C Erderhitzung zu bleiben. Besonders die Regierungen des globalen Nordens sind schon jetzt daran gescheitert, die sichere Klimazone zu verteidigen. Das volle Ausmaß und die Irreversibilität dieser humanitären Katastrophe werden wir erst allmählich wirklich begreifen. Die Dringlichkeit der Situation fordert eine Analyse darüber, was dieses politische Versagen ermöglicht hat. Wo waren diejenigen, die die riesige Lücke zwischen dem Wissen über die Klima- und ökologische Katastrophe und der politischen Ignoranz erkannten? Die Wissenschaft beharrt noch immer auf ihre Neutralität, in der Hoffnung, endlich ernst genommen zu werden. Es wird versucht, aus dem bestehenden System heraus dieses zu reformieren, oftmals weil ein Brechen sozialer Normen und Regeln gar nicht in Betracht gezogen wird oder weil eben dieses auch Angst und Unsicherheit auslöst. Niemand macht sich selbst gerne zum Außenseiter. Niemand geht gerne persönliche Risiken ein. Obwohl der friedliche zivile Widerstand während der planetaren Krise völlig legitim ist, haben viele Forschende ein anderes Selbstbild und verorten ungehorsame Aktionen eher bei der Jugend. Unbewusst wird damit die Situation verharmlost, weil die, die am meisten über die Krise wissen, selber immer weitermachen wie bisher. Etablierte Wissenschaftler:innen aus der Mitte der Gesellschaft können durch mutige, aber für sie unerwartete Aktionen den gesellschaftlichen Diskurs maßgeblich vorantreiben und die Politik unter Druck setzen. Das ist es, was jetzt gebraucht wird, nicht nur weitere Fachartikel.