Jared Bartz und Valeska Diemel
VOICE OF THE FISH (2022). ZUR ÜBERFISCHUNG DER MEERE
Mit der Skulptur Voice of the Fish zeigt der Bildhauer Jared Bartz eine allansichtige Frauenfigur in bodenlangem Gewand. Würdevoll trägt sie einen Dorsch in ihren Armen und hält den Körper des Fisches andächtig und schützend vor ihrer Brust.
Mit handwerklicher Präzision hat Bartz die zirka 145 Zentimeter hohe Figur aus einem Holzblock freigelegt und ihre Oberflächenbeschaffenheit durch das Spiel von groben Werkspuren und definierten Ausdrucksformen gestaltet. Bedingt ist diese charakteristische Wirkung durch seinen künstlerischen Prozess und die Bearbeitung des Eichenholzes mit einer Kettensäge.
Der Künstler bildet die Stimme des Fisches (der Fische) im Motiv der Frauenfigur ab. Ihre expressive Physiognomie ist von Ernsthaftigkeit und Entschlossenheit geprägt, sodass ihr Blick agnostisch, gar kampfbereit und zielgerichtet in die Umwelt außerhalb ihrer auratischen Schutz-Zone weist. Dabei erachtet Bartz selbst die Figur als integere, gegenüber den Meeren und Ökosystemen loyale Instanz, indem er erklärt:
„[Ihr Wesen ist geprägt durch den] Gedanken der Anwältin, der Zeugin, die unbestechlich und wahrhaftig ist, die bezeugt; die sowohl eine schützende als auch eine konfrontative Haltung hat.“
Traditionsgemäß versinnbildlicht der Fisch als Symbol des Wassers und Lebens christliche Narrative oder andere Meeresmythen. Voice of the Fish ist hingegen der politischen Lesart des Motivs gewidmet und stellt das Sinnbild gefährdeter Arten dar. Dabei geht die Bedrohung buchstäblich auf die wirtschaftlich motivierten Handlungsweisen von uns Menschen zurück und resultiert in ökologischen und ökopolitischen Konsequenzen, deren Ausmaß unmittelbar die globalen Ökosysteme und damit unsere Natur betreffen. In diesem Wechselspiel verleiht der Künstler seiner Holzskulptur Voice of the Fish dem für uns Menschen stumm erscheinenden Fisch eine Stimme.
Die Figur der Frau zeigt Bartz keineswegs als Fischerin, sondern als Schutzpatronin des Tieres und der Meere als Lebensraum der Fische. Ihr Antlitz ist gebannt vom Wechselverhältnis zwischen Mensch und Natur, während sie die zivilisatorisch bedingten Zerstörungen in den Meeren beobachtet, die sich im Raubbau an der Meeresflora und Fauna zeigen. Als solidarische Zeugin nimmt sie ihren Auftakt in der Ostsee, bis sie schließlich im Atlantik wacht und mahnt.
Auf diese Weise wirkt Voice of the Fish im Sinne einer Symbolbetrachtung des Fisches als Attribut der Kardinaltugend temperantia und künstlerisch gestalteter Fingerzeig zur Mäßigung an die Menschen. Sie respektive wir sind angesprochen, unser Verhalten und den Raubbau an den globalen Fischbeständen zu reflektieren und unsere Umwelt zu schützen.
Dr. Ina Jessen
About:
Jared Bartz ist ein zeitgenössischer Bildhauer, der durch seine Köpfe, Büsten, Statuen und Reliefs eine große öffentliche Aufmerksamkeit erhält. Das Thema seiner Skulpturen ist der Mensch. Sein bevorzugtes Material ist Holz, sein Werkzeug die Kettensäge. Der 1974 in Köln geborene Jared Bartz absolvierte zunächst das Studium der Architektur in Aachen, kam 1994 erstmals mit der Bildhauerei in Kontakt. Im Nachgang vertiefte er seine handwerklichen Fähigkeiten innerhalb einer Tischlerlehre und besuchte anschließend zahlreiche Workshops, Seminare und Ausbildungen zum Bildhauer. So u.a. die Klasse des Bildhauers Prof. Ingo Vetter, an der Hochschule für Künste, HFK Bremen. Seit 2006 ist Jared Bartz als freischaffender Bildhauer tätig. Seit 2013 präsentiert er seine Arbeiten in der Öffentlichkeit.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.