Baldur Burwitz
DER ELEFANT. ZUM POSTKOLONIALEN ERBE DES HAMBURGER OBERHAFEN
Baldur Burwitz setzt sich konzeptuell mit erzählerischen und experimentellen Dimensionen in der Kunst auseinander. Dabei visualisiert er die Ikonografischen Ebenen verborgener Kreisläufe in geografischen, kulturellen und zeitspezifischen – immer gesellschaftsreflexiven und -kritischen – Kontexten. Reiste Burwitz vor kurzem noch mit einem Segelboot übers Meer nach Dänemark um auf dem Weg Plastikmüll aus dem Meer zu fischen, diesen dann zu Öl zurück zu verarbeiten, und mit diesem mittels Pigmenten zu Ölfarben verarbeitet, verkleidet als impressionistischer Künstler exzessiv malend durch die Landschaft zu ziehen, so untersuchte er in einem länger währenden Prozess die Insektensterblichkeit in unseren nächtlich hell erleuchteten Städten und urbanen Räumen, indem er die toten Insekten mittels chemischer Prozesse zu einem natürlich abbaubaren Kunststoff verarbeitete, welcher wiederum in der Gestalt des Mythenwesens Mothman zur Skulptur geformt und in einem Skulpturenpark in Odense ausgestellt wurde.
Im Hamburger Oberhafen situiert Baldur Burwitz einen Elefanten, dessen Materialeigenschaften tradierte Lesarten normativer Materialzuschreibung transportiert. Das bedeutet, die Standfestigkeit und Wertigkeit des Bronze-Elefanten verweisen auf die Materialeigenschaften etwa von herrschaftlichen Büsten und Standbildern. Der Elefant als Vexierbild wiederspiegelt ebenso ein ebenso hierarchisches Narrativ - nämlich die koloniale Geschichte seiner afrikanischen Herkunft, die von Ausbeutung, Wilderei und Rohstoffgewinnung zugunsten zentraleuropäischer Luxuswaren erzählen. „Stockmeyer“, der Namensgeber der Stockmeyerstraße und damit der Adresse des Oberhafens, liegt der postkolonialen Geschichte zugrunde. Damit steht die Handstockfabrikation eines Hamburger Fabrikanten im Fokus, der Menschen und Tiere in afrikanischen Ländern zur Elfenbeinlieferungen zur Fabrikation seiner Gehstöcke ausbeutete. Noch heute heißt die Straße so (der gesamte OH ist unter dieser Straßenadresse zu finden) und es wurde lange, ohne zu hinterfragen, akzeptiert. Das ist nun vorbei, denn im Lichte der breiten öffentlichen Diskussion um die Entfernung oder Kontextualisierung von Denkmälern positioniert sich der OH klar und deutlich - und proaktiv konstruktiv! Der kleine Elefant wird kein Ehrenmal und kein Mahnmal, sondern ein Denkmal (Denk-mal!!), welches an die Betroffenen und Opfer der reichen Kolonialgeschichte der Hansestadt Hamburg und darüber hinaus, Deutschlands, erinnern möchte. Somit steht der im Entstehen begriffene Bronzeplastik im Fokus dieses künstlerischen Beitrags.
About:
Baldur Burwitz (geb. 1971) studierte Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig bei Raimund Kummer und Bogumir Ecker und lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Hamburg und Berlin. Sein Werk ist für einen meist humorvollen und kritischen Umgang mit unserer Gesellschaft bekannt und beinhaltet oftmals installative und performative Elemente, die orts- und themenspezifisch entwickelt werden.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.