Tina Unruh
Nah und weit? Oder fern und eng.
Dimensionen nachhaltiger Planung
Werden Ansätze der emissionsreduzierter Planung und des Bauens technisch umgesetzt, entsteht heute kein nachhaltiger Mehrwert, denn weder Dämmung noch energieeffiziente Ausstattungen können auffangen, was durch den Flächenverbrauch an Ressourcen verloren geht. Mit dem Wachstum des Wohnraums pro Kopf in der Bundesrepublik von etwa 26,4 qm zu Beginn meines Lebens hin heute zu knapp 50 qm hat sich die Menge an umhüllten Raum für jede einzelne Person fast verdoppelt.¹ Damit einher gehen fast doppelt so viele Wände, Decken, Böden… Material und nicht vermehrbarer, versiegelter Boden.
Der entscheidende Hebel für nachhaltige Lebensstile ist die Reduzierung des Flächenverbrauchs. Sie erzeugt automatisch räumliche Nähe, menschliches Miteinander und im besten Fall Gemeinschaft. Gemeinschaftliches Zusammenleben hängt stark von der Angemessenheit der gebauten Umwelt ab, Räume prägen Menschen und ihre Beziehungen untereinander.
Um der menschlichen Nähe baulich qualitätsvolle Grenzen zu setzen, sollten die Nutzungsmöglichkeiten der entstehenden Räume verhandelbar sein. Monofunktionalität verbraucht viel Fläche und minimiert die Eignung des Raumes für einen breiten sozialen Austausch. Sie muss daher durch eine intelligente Mehrfachcodierung von Räumen ersetzt werden. Der Erfolg einer quantitativen Reduktion der bebauten Quadratmeter setzt also eine Erhöhung der Nutzungsmöglichkeiten voraus.
Die Planung von Möglichkeitsräumen erfordert mehrere Perspektiven, im Idealfall die der Nutzer:innen. Je weniger diese sich sozial nahestehen, desto größer wird die Zahl der unterschiedlichen Perspektiven auf die zu erwartenden Funktionen des Raumes. Die Planung funktionsoffener, aber nicht beliebiger Räume gelingt daher am besten in partizipativen Prozessen.
Die Beteiligung divers gemischter Nutzergruppen an der Planung löst häufig Ängste aus, die Konfrontation mit unerwartet weitreichenden Nutzungsvorstellungen bei gleichzeitiger Zunahme der räumlichen Dichte führt zu Angst vor Kontrollverlust und damit zu Spannungen. Diese finden sich auf verschiedenen Ebenen - sowohl ganz konkret vor Ort als auch abstrakt in den Planungsgremien.
¹47,7 m2 pro Person im Jahr 2021, Quelle: Statistisches Bundesamt 2022, Gesellschaft und Umwelt, Wohnen
About:
Tina Unruh, Architektin, unterwegs für die Baukultur. Ich entwickle gerne gemeinsam mit Menschen Räume und bringe dafür Erfahrungen aus der architektonischen Praxis, der Forschung und Lehre sowie gemeinwohlorientierter Immobilienentwicklung mit.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.
Wir danken allen Unterstützer:innen: Dieses Projekt wird finanziert von der Andrea von Braun Stiftung, der Hamburg Research Academy, der Claussen Simon Stiftung sowie der Hamburger Klimaschutzstiftung mit der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) aus den Mitteln des #moinzukunft Hamburger Klimafonds.